Eindrücke

Am 04.04.2013 sind meine Tochter Malaika und ich aus dem Frauenhaus in Köln in das Autonome Frauenhaus nach Lübeck gezogen. Ich war in Köln nicht mehr sicher, da der Vater meines Kindes mich dort gefunden hat. Meine Anwältin hat mir viel Druck gemacht. Jetzt weiß ich, wie gut das war. Meine Beraterin in Köln hat mir verschiedene Frauenhäuser aufgeschrieben, die einen freien Platz für mich und meine Tochter haben. Ich wollte nach Hamburg, das hat leider nicht geklappt. Ich habe mich für Lübeck entschieden. Ich war auf der Zugfahrt sehr nervös und mir gingen bei der Reise viele Fragen durch den Kopf: Ist Lübeck schöner als Köln? Wie komme ich dort klar? Wird meine Tochter die neue Stadt mögen? Muss ich mich um Dinge wie Kindergeld alleine kümmern? Ich muss meinen Namen ändern, ist das möglich? Sind die Menschen freundlich zu meiner Kultur? Aber die wichtigste Frage war für mich:

Bin ich in Lübeck sicher?

In Lübeck bin ich vom Bahnhof mit dem Taxi zum Autonomen Frauenhaus gefahren. Eine Mitarbeiterin hat mich und meine Tochter empfangen und uns das Haus gezeigt. Wir waren lange unterwegs, ich war sehr müde. Die Regeln des Frauenhauses kannte ich schon aus Köln. Meine Tochter hat sich gefreut, dass viele Kinder da waren. Die Bewohnerinnen haben mir dann die Geschäfte in der Nähe gezeigt und ich bin mit meiner Tochter einkaufen gegangen.

Wir haben uns im Frauenhaus sehr wohl gefühlt. Im Frauenhaus gab es viele Ausflüge für Kinder mit und ohne Mütter. Einen Tag nach unserer Ankunft ist eine Mitarbeiterin mit den Kindern zum Schwimmen gegangen. Meine Tochter kam anschließend überglücklich zurück. Ich wusste, dass auch sie sich sehr wohl fühlt. In den nächsten Wochen haben wir unter anderem noch Ausflüge in den Hansapark, in einen Indoor-Spielplatz und in den Wald gemacht. Einmal haben wir auch an einer Stadtführung durch Lübeck teilgenommen. Lübeck ist schön.

Anfangs war die Angst, dass wir vom Vater von Malaika gefunden werden, sehr hoch. Im Frauenhaus waren viele Frauen, das gab mir Sicherheit. Wir haben uns gegenseitig geholfen. Das kannte ich bisher nicht. Ich verbringe, seit ich im Frauenhaus lebe, viel mehr Zeit mit meiner Tochter. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die Freude machen. Das habe ich gelernt. Im Frauenhaus leben Frauen unterschiedlicher Kultur, das hat mir sehr gut gefallen. Wir haben oft gemeinsam gekocht. Ich konnte viel von ihnen lernen und sie von mir.

Als ich endlich eine neue Wohnung gefunden habe, war ich sehr froh. Ich freue mich in Lübeck zu wohnen. Viele Freunde habe ich bereits gefunden und hier unternehme ich gerne etwas. Meine Tochter fühlt sich auch sehr wohl. In Köln habe ich keine Kontakte zu Personen außerhalb meiner Kultur gehabt. Ich vermisse Köln auch etwas, dort hatte ich eine tolle Arbeit. Jetzt bin ich im Stadtmütterkurs. Die Arbeit als Stadtmutter bringt mir sehr viel Spaß. Ich bin sehr motiviert und bekomme viel Zuspruch. Ich denke positiv! Ich habe gelernt nicht nur an mich zu denken, sondern auch an andere Menschen. Und jetzt interessieren sich die Menschen für mich. Darüber freue ich mich sehr.

Meine Tochter hat sich auch verändert. Damals war sie noch klein. Sie ist gewachsen. Jetzt bin ich ihr Vorbild, sie möchte so groß sein wie ich. Malaika ist so selbstbewusst, sie möchte alles alleine machen. In Lübeck muss ich mir nicht immer Sorgen um sie machen, sie kann alleine rausgehen und spielen, dass konnte sie in Köln nie. Wenn sie etwas möchte, muss sie fragen. Das hat sie besonders im Frauenhaus gelernt. 

Ich möchte bedrohten Frauen Mut machen, ins Frauenhaus zu gehen. Im Frauenhaus wohnen Frauen und Kinder, die das gleiche erlebt haben; hier ist man nicht alleine. Ich habe damals alle Freundinnen in Köln zurückgelassen, ich durfte ihnen auch nicht erzählen, wohin wir gehen. Hier habe ich neue Freundinnen gefunden.

Seid mutig, ich war es auch! 

Maysha W.